Wie kam es zu unserer heutigen Ernährung Und warum ist sie ungesund

Die 4 bedeutsamsten Veränderungen hin zu einer ungesunden Ernährung

Raik Garve

Minuten Lesedauer

In diesem Artikel gebe ich Dir einen geschichtlichen Kurzabriss unserer modernen Ernährungsweise. Denn nur durch eine solchen Herleitung können wir besser verstehen, welche Entwicklungsstufen wir als Menschen durchlaufen und wie die damit verbundenen Veränderungen zu unserer heutigen ungesunden Ernährung geführt haben.


Inhaltsübersicht

Erste Veränderung der Ernährung

Die erste grundlegende und bedeutsame Veränderung unserer Ernährungsweise war vor etwa 10.000 Jahren, als die sogenannte neolithischen Revolution stattfand und den Beginn der Sesshaftwerdung eingeleitete.

Am Ende der Jungsteinzeit, als wir mit dem Ackerbau begannen, sich erste Hochkulturen bildeten, hat sich auch unsere Ernährung stark gewandelt. Die Jäger und Sammler hatten eine ganz andere Ernährungsgrundlage als der sesshafte Nomade, der sich dann entsprechend Staaten und Hochkulturen erschuf

Der Jäger ernährte sich von Früchten, Kräutern, Wurzeln, aber eben auch von tierischen Proteinen und Fetten aus Fisch und Fleisch. Damit bot sich den Jägern und Sammlern  je nach Jahreszeit und Bioverfügbarkeit ein sehr breites und vielseitiges Angebot,

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Die Ernährung von sesshaften Stämmen

Als aus dem Jäger und Sammler ein Weizenkonsument wurde, hat sich seine Ernährungsgrundlage stark gewandelt: zu Getreide oder Bohnen kamen Ziegen, Rinder oder Schafe. Das ist war der große Wandel.

Getreidefeld im Sonnenaufgang

Das heißt, wir haben angefangen, vermehrt süße Grassamen, also Getreide, zu uns zu nehmen sowie entsprechende Hülsenfrüchte. Ein Grund dafür, dass sich seitdem der Gesundheitszustand des Menschen maßgeblich verschlechtert hat.

Nach diesem Übergang, der vor ca. 10.000 Jahren schrittweise begann, wurden Veränderungen am Skelett sichtbar, wie vermehrte Knochenbildung, Abnahme der Körpergröße, Kieferdeformierung, und auch das Gehirn schrumpfte.

Aufgrund dieser Umstellung der Ernährung zu einer für den Menschen unnatürlichen und dadurch ungesunden Ernährung, treten jetzt vermehrt Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder ADHS auf.


Zweite Veränderung zu einer ungesunden Ernährung: Milchprodukte

Die zweite bedeutsame Veränderung in der Ernährung betrifft das Thema Milch bzw. Milchprodukte. Vor ungefähr 2000 Jahren kam es zu einer genetischen Mutation bei den Rinderrassen.

In der Milch gibt es einen Stoff, das sogenannte A2-Beta-Casein. Dieser Stoff ist ein Eiweiß, also ein Protein. Aufgrund einer Mutation wurde es zu dem sogenannten A1-Beta-Casein umgewandelt. Dieses A1-Beta-Casein ist, was wir heutzutage konsumieren.

Wenn wir dieses entsprechend über Milchprodukte aufnehmen, wird es im Körper in ein sogenanntes Beta-Casomorphin umgewandelt. In Casomorphin steckt das Wort Morphin, das heißt, es macht zum einen süchtig und wirkt zudem ähnlich wie ein Lektin.


Eine Ursache für Diabetes Typ 1

Es ist also ein Stoff, der sich an Körperstrukturen binden kann. Wenn sich dieses Morphin zum Beispiel an die Strukturen von Insulin produzierenden Zellen im Körper (in der Bauchspeicheldrüse bindet, führt das zu Entzündungsreaktionen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Autoimmunerkrankungen.

Wenn die Zellen im Rahmen einer solchen Entzündung zerstört werden, kann kein Insulin mehr hergestellt werden. In dem Moment wird der betroffene Mensch zu einem Diabetiker Typ I, bei dem die Fähigkeit der Insulinproduktion, zerstört wurde.

Das bedeutet also, das eine Ursache für Diabetes Typ 1 – besonders bei jüngeren Menschen – der erhöhte Konsum von Milch oder Milchprodukten sein kann, die dieses spezielle A1-Beta-Casein enthalten.


Die Rinderrasse macht den Unterschied

Welche Rinder geben eine besonders A1-Beta-Casein-reiche Milch? Eine Rasse ist das sogenannte gefleckte Holsteinrind, die häufigste Rinderrasse. Sie findet sich vor allem in Europa und in Nordamerika. Bei anderen Rassen treten Probleme wie Unverträglichkeiten nicht auf.

Holsteinrinder auf der Wiese als Ursache für A1-Beta-Casein-reiche Milch

Das heißt also, wer darauf allergisch reagiert, sollte auf Milchprodukte komplett verzichten. Falls das nicht geht, könnte er sich andere Rinderrassen bzw. Schafs- oder Ziegenmilch als Alternative suchen.


Dritte Veränderung der Ernährung: Import neuer Nahrungsmittel

Kommen wir nun zur dritten Veränderung, die zur heutigen Ernährung führte. Sie beinhaltet den Import von Pflanzen aus der “Neuen Welt” nach Europa, als wir vor ca. 500 Jahren Nord- und Südamerika entdeckt und kolonisiert haben.

Diese neuen, unbekannten Pflanzen können wir uns heute gar nicht mehr von unserem Speiseplan wegdenken: Allen voran die Nachtschattengewächse, wie Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Aubergine, Zucchini, aber auch Bohnen, Erdnüsse und Cashewkerne. Hinzu kommen Pseudogetreidearten wie Mais, Amaranth oder Quinoa.

   „Ihre Ernährung ist ein Bankkonto. Eine gute Auswahl an Lebensmitteln ist eine gute Investition.

Bethenny Frankel


Ungesunde Ernährung durch Lektine

Das große Problem bei diesen Pflanzen ist, dass sie extrem lektinhaltig sind. Lektine sind Anti-Nährstoffe der Pflanzen und können im Darm, wie auch im gesamten Körper, gesundheitliche Probleme auslösen. Vor allem, wenn diese Pflanzen in großen Mengen verzehrt werden. Sie stehen auch im Zusammenhang mit den heutigen chronischen Zivilisationskrankheiten.

Diese Ernährung ist insofern eine ungesunde Ernährung, da sich unsere Konstitution in den letzten 500 Jahren noch nicht ausreichend bzw. schnell genug an diese Veränderungen angepasst hat.


Vierte Veränderung: Die Industrie verändert unsere Nahrungsmittel

Die vierte Veränderung hat sich eigentlich erst in den letzten Jahrzehnten abgespielt, also den letzten 100 Jahren. Wir verwenden mittlerweile überwiegend industriell verarbeitete Lebensmittel, die oft aus Dosen stammen oder vakuumverpackt sind. Hier ist es leicht zu verstehen, warum dies keine gesunde Nahrung ist.

Industriell hergestellte ungesunde Nahrungsmittel in einer Industriehalle


Konservierungsstoffe und Antibiotika schädigen unseren Darm

Diese Lebensmittel enthalten Konservierungsstoffe für eine längere Haltbarkeit. Konservierungsstoffe haben die Eigenschaft, Bakterienzellen in ihrem Wachstum zu blockieren oder gar zu töten. Wenn wir Stoffe essen, die mit Konservierungsstoffen angereichert sind, wirkt sich das auch fatal auf unsere eigenen Bakterien im Darm aus.

Das Gleiche gilt auch für die sogenannten Antibiotika, die wir seit ungefähr 70 bis 80 Jahren vermehrt einsetzen. Das sind vor allem Breitbandantibiotika, die genauso fatal auf die Darmflora wirken können und entsprechend das Darmmilieu zerstören.

Auch in unserem High-Tech-Zeitalter ist die Low-Tech-Pflanze der Schlüssel zu Ernährung und Gesundheit.

Jack Weatherford


Genveränderte Nahrungsmittel und ihre Wirkung

Des Weiteren essen wir erst seit einigen Jahrzehnten sogenannte genveränderte Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Sojabohnen, Mais, aber eben auch Tomaten oder Raps. Diese haben ebenfalls negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit, da genveränderte Pflanzen auch auf unseren Organismus eine genverändernde Wirkung haben.


Das Problem der Mikrowelle

Ein weiteres Thema ist natürlich auch das der Mikrowelle. Essen wird heutzutage möglichst schnell zubereitet und schnell erwärmt. In der Mikrowelle wird das Essen dabei mit Mikrowellen bestrahlt. Die Frage ist hier, wie viel Lebendiges dann noch in diesem Essen steckt?

Ein weiterer Punkt, der sich auch erst in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr herauskristallisiert hat, ist der Umstand, dass unsere heutigen Nahrungsmittel viel zu wenig Mineralstoffe enthalten. Infolgedessen kann sich der Mensch zwar kalorienreich ernähren, befindet sich aber qualitativ permanent in einer Mangelsituation.

Als Folge treten irgendwann die entsprechenden Entzugssymptome auf, da bestimmte wichtige Bausteine für unseren Körper in der Nahrung fehlen.


Wie ist das Ernährungsverhalten in Deutschland?

Um das Ernährungsverhalten der Deutschen zu analysieren, wurde von November 2005 bis Januar 2007 die sogenannte Nationale Verzehrsstudie (NVS) II durchgeführt.

Für diese Studie wurden bundesweit 500 Studienzentren repräsentativ ausgewählt, in denen ungefähr 20.000 Männer und Frauen im Alter von 14 bis 80 Jahren zu ihrer Soziodemografie (zum Beispiel Schulbildung, Einkommen), ihrem Lebensmittelverzehr und zu weiteren Lebensstilfaktoren, wie sportliche Aktivität und Rauchen befragt..

Anteil (Prozent) von Lebensmittelgruppen am täglichen Lebensmittelverzehr von Männern und Frauen

Resultat: Männer ernähren sich zu einem großen Anteil von Brot bzw. Getreideprodukten und Milch bzw. -produkten (Abb. b). Auf dem dritten Platz liegen Fleisch und Wurstwaren.

Bei den Frauen stehen Milch und Milchprodukte an erster Stelle, gefolgt von Obst und Brot bzw. Getreide. Im Vergleich zu den Männern stehen bei Frauen Fleisch und Wurstwaren also tatsächlich deutlich weniger auf dem Speiseplan.


Die Entwicklung zu einer ungesünderen Ernährung und 4 Ernährungstipps

Die oben geschilderten Fakten zeigen deutlich, dass sich ausgehend von den letzten etwa 8 bis 10.000 Jahren bis in unsere heutige Gegenwart deutliche Veränderungen auf verschiedenen Stufen der Veränderung vollzogen haben. Und sie bilden heute alle in der Summe unsere mittlerweile ungesunde Ernährung, deren Folgen am Stand der Volksgesundheit deutlich sichtbar sind.

Daher meine folgende Ernährungsempfehlungen, um den Veränderung zu einer ungesunden Ernährung entgegenzuwirken:

  • Die ursprünglichste Form der Ernährung, wie es gemäß Weston Price die meisten indigenen Völker praktizieren, ist die ketogene Ernährung. Hier findest du mehr Informationen über diese Form der Ernährung.
  • Verzichte mehr und mehr auf lektinhaltig Produkte. In diesem Blogartikel erfährst du mehr über das Lektin und lektinfreie oder lektinarme Produkte.
  • Je unverarbeiteter die Nahrungsmittel sind, desto besser. Verzichte möglichst auf Produkte mit vielen unterschiedlichen künstlichen Inhaltsstoffen.
  • Bei Milchprodukte sind die von Schaf und Ziege besser verträglich als von Kühen stammende.

Zusammenfassung

Dieser Artikel bietet einen kurzen historischen Überblick über unsere moderne Ernährung.

Das Verständnis, wie sich unsere Ernährung im Laufe der Geschichte verändert hat, kann uns helfen, besser zu verstehen, wie sich diese Veränderungen auf unsere Gesundheit ausgewirkt haben. Leider wurde die Entwicklung der Zivilisation oft von einer ungesunden Ernährung begleitet. 

Die erste bedeutende Veränderung unserer Ernährung ereignete sich vor etwa 10.000 Jahren mit der neolithischen Revolution und dem Beginn des sesshaften Lebens. Als wir uns vom Jagen und Sammeln zur Landwirtschaft umorientierten, änderte sich unsere Ernährung signifikant.

Die zweite bedeutende Veränderung unserer Ernährung war der Konsum von Milchprodukten, der vor etwa 2000 Jahren begann. Diese Veränderung wurde mit der Entwicklung von Typ-1-Diabetes in Verbindung gebracht.

Die dritte Veränderung ereignete sich vor etwa 500 Jahren mit der Einfuhr für uns fremder Pflanzen aus der "Neuen Welt", was zur Aufnahme von lektinreichen Bestandteilen führte, die Verdauungs- und andere Gesundheitsprobleme verursachen können.

Die vierte Veränderung hat im letzten Jahrhundert mit der weit verbreiteten Verwendung von industriellen verarbeiteten Lebensmitteln begonnen, die oft reich an Konservierungsstoffen, Antibiotika und GMOs sind.

Diese Veränderungen haben einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit und werden mit der Entwicklung vieler chronischer Krankheiten in Verbindung gebracht.

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Über den Autor RAIK GARVE

Raik Garve ist seit 2005 Gesundheitslehrer und Dozent in der Erwachsenenbildung. In seinen im gesamten deutschsprachigen Raum gehaltenen Vorträgen, Seminare und Webinaren vermittelt er seit vielen Jahren verständlich und praxisnah das gesamte Spektrum der Schul-, Natur- und Informationsmedizin. Das Ziel seiner Arbeit ist die Synthese von Erkenntnissen der klassischen Lehrschulmedizin mit der Jahrtausende alten Erfahrungsheilkunde zu einem für jeden Menschen leicht nachvollziehbaren und praktisch im Alltag umsetzbaren Gesamtkonzept. Mit diesem Wissen kann jeder zum Experten für die eigene Gesundheit werden.

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