Frau nimmt eine basische Ernährung durch Gemüse zu sich

Ist die basische Ernährung tatsächlich eine gesunde Ernährung?

Raik Garve

Minuten Lesedauer

Eine chronische Übersäuerung soll heutzutage zu den Hauptursachen für das vermehrte Auftreten vieler Zivilisationskrankheiten gehören. Innerhalb einer einfachen Schwarz-Weiß-Logik sind die Säuren die Übeltäter und die Basen die Heilsbringer.

Aus diesem Verständnis heraus wurden in den letzten Jahren auch überall die entsprechenden basischen Ernährungskonzepte, Basenpräparate sowie „Entsäuerungsbäder“ angepriesen, die sich bei einer wachsenden Anzahl von Menschen immer größerer Beliebtheit erfreuen.

Doch kann man den hochdynamisch regulierten Säure-Basen-Haushalt des Körpers auf diese stark vereinfachte Art und Weise wirklich richtig beurteilen und verstehen?

Meines Erachtens sind die Zusammenhänge komplexer und daher auch differenzierter zu betrachten.

Was genau ich damit meine, welches weitere grundlegende Missverständnis zum Thema Säure-Basen-Haushalt zu schwerwiegenden Folgen für unsere Gesundheit führen kann und welche tieferen Hintergründe der Basenwahn hat, erkläre ich Dir in diesem Blogartikel.


Inhaltsübersicht

Hier kannst Du das Video zum Blogartikel anschauen.

Basische Ernährung um jeden Preis?

Ist es wirklich wichtig, dass man immer basisch ist und daher möglichst auch basisch isst?

Bevor ich dieser Frage nachgehe, möchte ich Dir die Grundlagen der Säure- und Basen-Regulation kurz erläutern.

Der pH-Wert in unserem Körper pendelt sich im Prinzip immer bei ungefähr pH7 ein – dann ist er in seiner Mitte bzw. neutral. Jedoch gibt es einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied zwischen Tag und Nacht!


Unterschiedlicher pH-Wert am Tag und in der Nacht

pH-Wert - Säure-Basen

In der Nacht liegt der pH-Wert etwas höher: ungefähr bei 7,1 - 7,2. Wenn wir schlafen und unser Körper sich regeneriert, ist das Gewebe also meist leicht basisch bzw. alkalisch. Warum ist das so wichtig?

Stammzellen wandern unter anderem ein, um im Laufe des Tages entstandene Schäden im Gewebe zu reparieren. Und diese für die Regeneration notwendige Teilung der Stammzellen ist nur in einem basischen Gewebemilieu möglich. Deswegen finden die Reparatur- und Wachstumsprozesse überwiegend nachts statt. Es gilt: Je basischer das Milieu, desto besser können sich die Stammzellen teilen.

Pro Minute finden ungefähr 50 Millionen Zellteilungen im Körper statt!

Auf der anderen Seite fühlen wir uns umso energieloser, desto basischer das Milieu in unserem Körpergewebe ist. Wenn wir abends also müde werden, hängt das unter anderem damit zusammen, dass sich das pH-Milieu in unserem Gewebe ins Basische verschoben hat.

Am Tage läuft der umgekehrte Prozess ab: Der pH-Wert im Gewebe pendelt sich in einem leicht sauren Bereich ein: bei etwa 6,9 - 6,8. Warum ist das wichtig? 

Wir brauchen die Säuren, um unsere Energiekraftwerke – die Mitochondrien in unseren Körperzellen – aktivieren zu können, um am Morgen „in Gang zu kommen“ und unseren Tag wach und aktiv meistern zu können. Hier gilt das Motto: Sauer gibt Power.

Wären wir den ganzen Tag über permanent basisch, dann würden wir immer nur müde sein, uns durch den Tag schleppen und könnten gar keine richtige Leistung vollbringen.


Erstes Zwischenfazit

Weder eine Alkalose – das wäre ein Anstieg des pH-Wertes im Blut auf über 7,45, noch eine Azidose – also ein Absinken des pH-Wertes unter 7,35, sind auf Dauer förderlich für unsere Gesundheit.

Der ständige Wechsel zwischen beiden Zuständen gemäß dem Tag- und Nacht-Rhythmus ist unabdingbar für unser Wohlbefinden und unsere Regeneration. Es handelt sich also nicht um ein Schwarz-Weiß–Geschehen, sondern um einen dynamischen Anpassungsprozess.

Säuren sind daher keineswegs grundsätzlich schlecht und Basen gut – und auch nicht umgekehrt. Es kommt auf die Fähigkeit an, das entsprechende biologisch sinnvolle Milieu herstellen zu können. Die optimale Regulation ist das Maß für Gesundheit.


Das Gesetz von Ursache und Wirkung

Gehen wir noch ein Stück tiefer, um die Ursache für das Wachstum von Tumoren besser verstehen zu können.

Die Zellteilung, durch die sogenannte Krebszellen entstehen, findet überwiegend in einer alkalischen Umgebung statt. Tumorbildung beginnt im basischen pH-Milieu.

Sicher haben das einige noch nie gehört und andere meinen, dass es genau andersherum sei. Dass Krebs nur im sauren pH-Milieu entstehen kann, ist eine allseits verbreitete irreführende Information.

Bevor ich auf diesen Mythos näher eingehe, möchte ich Dir die zum Verständnis notwendigen Grundlagen vermitteln:

Wie oben bereits geschildert, findet eine erhöhte Zellteilung immer im alkalischen bzw. basischen pH-Milieu statt. Das gleiche gilt auch für die Bildung von Tumorzellen: Auch Krebsstammzellen können sich nur im basischen pH-Milieu teilen. Und je basischer das Milieu ist, desto schneller verläuft die Zellteilung bzw. desto aggressiver wächst ein Tumor.

Hinzu kommt ein weiterer Umstand: Eine Tumorzelle bleibt Zeit ihres Lebens in ihrem Inneren basisch bzw. alkalisch. Sie produziert aber zugleich zahlreiche Säuren, vor allem Milchsäure, die sie permanent abgibt und damit das Milieu im Außen immer saurer macht. 

Aufgrund dieser Tatsache wird immer noch behauptet, dass die Tumorbildung durch ein saures Milieu angeregt wird. Dabei war es ursprünglich gar nicht sauer und kann es daher auch nicht infolge einer Übersäuerung zum Tumorwachstum gekommen sein.

Zu diesem Irrtum kam es, weil der Prozess der Krebsentstehung erst zu einem späteren Zeitpunkt betrachtet und somit falsch bewertet wurde. Denn wenn der Tumor bereits die Größe einer Stecknadel oder sogar einer Erbse hat, ist das ihn umgebende Milieu natürlich bereits angesäuert.

Daher rührt der Mythos, eine Übersäuerung führe – vorausgesetzt, auch die anderen Voraussetzungen seien gegeben – quasi zwangsläufig zum Tumorwachstum im Gewebe. Dabei ist es genau umgekehrt.

Dies ist ein weiteres Beispiel, das uns zeigt, wie wichtig eine genaue Differenzierung bzw. die Unterscheidung von Ursache und Wirkung ist!


Zweites Zwischenfazit

Für die Tumorentstehung ist ein basisches Milieu Voraussetzung. Und umgekehrt schützt ein saures Milieu davor, dass sich ein Tumor bilden kann, weil Säuren eine Zellteilung blockieren, hemmen oder zumindest beeinträchtigen.

Eine übermäßige Entsäuerung des Gewebes in dem Bestreben, sich selbst basischer zu machen, begünstigt also genau das Milieu, in dem sich Tumorzellen besonders wohlfühlen und wo sie sich daher gerne ansiedeln sowie teilen.

Fazit

Mir ist bewusst, dass die oben beschriebenen Zusammenhänge für viele Menschen neu sind. Gefordert ist vor allem, wer sich immer noch möglichst basisch ernährt bzw. mit vielen Basenpräparaten bzw. Basenpulvern versucht, den pH-Wert in seinem Körper im alkalischen Milieu zu halten. Doch die Auseinandersetzung damit lohnt sich!

Basenpulver für eine basische Ernährung ist nicht empfehlenswert

Die wichtigste Frage zum Schluss: Was kannst Du tun, wenn Du gut für Deinen Säure-Basen-Haushalt sorgen möchtest?


Basische Ernährung – Kritik und Lösung

Meine Antwort lautet: Anstatt Deinen Körper künstlich zu entsäuern und Dich in die Feinjustierung seines pH-Milieus einzumischen, solltest Du Dir vor allem darüber Gedanken machen, wie Du Dein wichtigstes Entgiftungs- und Entsäuerungsorgan in seiner normalen Funktion unterstützen kannst: Deine Leber. Denn die Leber ist das Organ, das bei der Regulation der gesamten Körperprozesse eine zentrale Rolle einnimmt.

Ich möchte an dieser Stelle noch kurz einen weiteren wichtigen Punkt erwähnen: Alle entzündlichen Prozesse im Körper laufen – ähnlich der Tumorentstehung – in zwei verschiedenen Phasen ab: Die akute Entzündung beginnt immer in einem basischen Gewebemilieu. Wenn sie sich dann zu einer chronischen Entzündung entwickelt, wird das um den Entzündungsherd liegende Gewebe sauer.

An dieser Stelle greift der Regulationsmechanismus unseres Körpers und sorgt wiederum für ein eher basisches Milieu um den Säuremantel herum. Das heißt: Immer da, wo das Gewebe hoch sauer ist, bildet sich in der direkten Umgebung zum Ausgleich ein entsprechend basischer Mantel. Der Säure-Basen-Haushalt ist sehr komplex und wird hochdynamisch gesteuert.

Die Prozesse in unserem Körper sind also in jedem Fall nicht so schwarz oder weiß zu betrachten, wie es uns oft versucht wird weiß zu machen, um uns zum Beispiel irgendwelche Produkte zu verkaufen. Unser Körper ist um einiges intelligenter und arbeitet differenzierter. Säuren sind nicht grundsätzlich schlecht und Basen immer gut.

Ich hoffe, ich konnte Dir anhand der oben aufgeführten Beispiele zeigen, dass es auch in diesem Zusammenhang nicht um die Frage von Gut oder Böse geht, sondern vielmehr um die folgenden: Kann ich mich anpassen? Kann mein Körper noch regulieren oder befindet er sich bereits in einer Regulationsblockade? Bin ich also irgendwo festgefahren?

In ungünstigen Fall – wenn sich der pH-Wert tagsüber nicht mehr von allein ins saure Milieu reguliert oder umgekehrt nachts ins basische, sondern wenn er in einem der beiden Bereiche fest hängt – hat es tatsächlich negative Folgen für unsere Gesundheit. Nur darin liegt die Gefahr. Starre ist viel gefährlicher als mal etwas saurer oder basischer zu sein!

Die Frage „Basisch um jeden Preis?“ muss also ganz klar mit „Nein!“ beantwortet werden.

Teile dieses wichtige Wissen auch gerne mit Deinen Freunden, Verwandten und Bekannten. Ich bin der Überzeugung, dass der Mythos, alle seien so übersäuert und Basen seien das Non plus Ultra, sehr weit verbreitet ist. Das Marketing vieler Konzerne hat erfolgreich zu dieser Verwirrung beigetragen.

Natürlich möchte niemand in seinem Körper ein Milieu kreieren, in dem sich zum Beispiel Krebszellen bilden und vermehren können. Ich denke daher, es ist an der Zeit, dass wir auch in diesem Bereich für mehr Klarheit und eine differenziertere Betrachtung der Zusammenhänge sorgen.

Teile diesen Blogartikel und das obige Video gern auch mit anderen Menschen, die dafür offen und interessiert sind, ihr Bewusstsein auch in dieser Hinsicht zu erweitern.

Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute und vor allem bleib gesund!

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Über den Autor RAIK GARVE

Raik Garve ist seit 2005 Gesundheitslehrer und Dozent in der Erwachsenenbildung. In seinen im gesamten deutschsprachigen Raum gehaltenen Vorträgen, Seminare und Webinaren vermittelt er seit vielen Jahren verständlich und praxisnah das gesamte Spektrum der Schul-, Natur- und Informationsmedizin. Das Ziel seiner Arbeit ist die Synthese von Erkenntnissen der klassischen Lehrschulmedizin mit der Jahrtausende alten Erfahrungsheilkunde zu einem für jeden Menschen leicht nachvollziehbaren und praktisch im Alltag umsetzbaren Gesamtkonzept. Mit diesem Wissen kann jeder zum Experten für die eigene Gesundheit werden.

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