Frau betreibt richtiges Atmen

Richtiges Atmen: 5 Mythen über unsere Atmung

Raik Garve

Minuten Lesedauer

Die meisten Menschen machen sich über ihre Atmung keine ernsthaften Gedanken, denn schließlich funktioniert sie in der Regel problemlos und von ganz alleine. Ihre wahre Bedeutung für unsere Gesundheit wird daher vor allem in der westlichen Welt stark vernachlässigt.

Am Beispiel der am meisten verbreiteten Mythen über unsere Atmung möchte ich Dir aufzeigen, dass es durchaus Sinn macht, sich sehr bewusst mit dieser wichtigen Körperfunktion zu beschäftigen. Denn richtiges Atmen ist unabdingbare Voraussetzung für ein gesundes Leben.

Warum unsere Atmung zu den wichtigsten Körperfunktionen für unsere Gesundheit zählt und welche fünf Mythen uns aus meiner Sicht von dieser Erkenntnis ablenken, erzähle ich Dir im nachfolgenden Blogartikel.


Inhaltsübersicht

Hier kannst Du das Video zum Blogartikel anschauen.

Der erste Mythos des richtigen Atmens

Meine Atmung ist in Ordnung. Ich weiß, wie man richtig atmet.“

Wenn Du Deinen Mitmenschen einfach einmal die Frage stellst: „Weißt Du, was richtiges Atmen bedeutet?“ bzw. „Weißt Du, wie man richtig atmet?“ werden sich die meisten über Deine Frage wundern und wahrscheinlich sagen: „Wieso? Ich atme doch jeden Tag. Klar, weiß ich, wie das geht.“

Wenn man sie dann mit Menschen vergleicht, die vor einhundert Jahren gelebt haben, stellt sich heraus, dass heutzutage nur noch unter zehn Prozent der Menschen normale Atemparameter haben.

Die Atemparameter für richtiges Atmen sind:

  • Die Atemfrequenz: wie häufig bzw. wie tief ein Mensch pro Minute ein- und ausatmet
  • Das Atemzugvolumen: wie viel Luft pro Ein- und Ausatmung bewegt wird 
  • Die Fähigkeit, die Atemluft ohne Probleme anzuhalten
  • Die Länge der Pausen zwischen den einzelnen Atemzyklen

Auf diesen letzten wichtigen Punkt möchte ich hier näher eingehen: Atmest Du ein und wieder aus, und dann ein bis zwei Sekunden nicht, bevor Du wieder einatmest? Oder atmest Du ohne eine nennenswerte Pause am Ende eines Atemzyklus, nach dem Ausatmen, einfach weiter? Und ist Dir das bewusst?

Es wurde festgestellt, dass der moderne Mensch ungefähr zweimal, manchmal sogar dreimal mehr Luft bewegt als die Menschen, die vor einhundert Jahren gelebt haben. Das entspricht einer chronischen Hyperventilation.

Mann atmet in eine Tüte wegen Asthma

Wusstest Du, dass Hyperventilation nicht bedeutet, zu hecheln? Dann bist Du eine rühmliche Ausnahme. Tatsächlich ist das Hecheln nur eine Extremform der Hyperventilation.

Aufgrund der Atemparameter entspricht die heutzutage als normal geltende Atmung also bereits einer Hyperventilation. Und diese führt dazu, dass unser Gewebe und damit auch unsere Körperzellen unzureichend mit Sauerstoff versorgt werden.


Was bedeutet „richtiges Atmen“?

Eine normale Atmung sichert eine optimale Sauerstoffversorgung, so dass wir über eine gesunde Reserve verfügen. Diese ist für jeden leicht messbar:

Bist Du in der Lage, die Luft nach dem Ausatmen und in Ruhe für 40 Sekunden anzuhalten? Probiere es einfach einmal aus.

Empfindest Du dabei Stress oder bekommst ein sogenanntes Lufthungergefühl, das Gefühl, dass Du unbedingt wieder einatmen musst? Dann geht es Dir wie den meisten Menschen. Über 90 Prozent haben ein viel zu schnelles Atemmuster und damit im Grunde keine normalen Atemparameter.

Damit ist also der erste Mythos entlarvt.


Der zweite Mythos

Der zweite Atem-Mythos besagt: Je mehr und je tiefer ich atme, desto besser ist die Sauerstoffversorgung meines Körpers.

Viele kennen mittlerweile die nach ihrem Erfinder benannte Wim-Hoff-Methode. Eine ihrer Säulen ist eine zeitlich begrenzte, kontrollierte Hyperventilation durch den geöffneten Mund. Was passiert bei dieser Art der Praxis wirklich?

Das sich beim Hyperventilieren einstellende Kribbelgefühl im Körper deutet Wim Hoff als Zeichen für einen erhöhten Sauerstoffgehalt im Blut. Genau das Gegenteil ist aber der Fall: Eine Hyperventilation führt zu einer schlechteren Durchblutung und letztendlich zu einer Sauerstoffunterversorgung von Herz, Gehirn und Leber sowie anderer lebenswichtiger Organe.

Durch die Hyperventilation bekommst Dein Körpergewebe also keineswegs mehr Sauerstoff. Das ist hierbei der Trugschluss bzw. der Mythos.

In Wahrheit muss das Gehirn gegensteuern und Endorphine ausschütten, damit es trotz Sauerstoffmangel funktionsfähig bleiben kann.

Das auf diese Weise hervorgerufene Gefühl der Euphorie wird bei einigen Meditationspraktiken genutzt, die mit kontrollierter Hyperventilation arbeiten. Ähnlich ist es bei einem Fallschirmsprung aus 7000 oder 8000 Metern Höhe ohne Sauerstoffmaske. Den „Kick“ aufgrund des Sauerstoffmangels halte ich jedoch für eine große Gefahr, da es für Untrainierte fast unmöglich ist, den Fallschirmsprung in diesem Zustand kontrolliert zu absolvieren.

Man fühlt sich also „high“ und denkt: „Oh, jetzt ist mein Hirn voll gepumpt mit Sauerstoff.“ Und genau das Gegenteil ist der Fall: Das Gehirn erleidet einen heftigen Sauerstoffmangel und versucht diesen sofort durch die Freisetzung von Endorphinen zu kompensieren. Daher rate ich hier zur Vorsicht.


Der dritte Mythos

Der dritte Mythos ist: Unser Atem wird durch den Bedarf an Sauerstoff gesteuert.

In jedem Physiologie-Lehrbuch der Medizin kann man nachlesen, dass die Atemfrequenz nicht über den Sauerstoffgehalt gesteuert wird, sondern über den Kohlendioxidgehalt. Dieser wird ständig von den entsprechenden Rezeptoren im Hirnstamm gemessen. 

Sobald die Konzentration des Kohlendioxids im Blut eine bestimmte Schwelle überschritten hat, entsteht der sogenannte Lufthunger. Wir alle kennen das dringende Bedürfnis, wieder einatmen zu können, nachdem wir die Atemluft eine Zeit angehalten haben.

Natürlich können wir trainieren, diese Zeitspanne zu verlängern. So können Apnoe-Taucher die Luft mehrere Minuten lang ohne Probleme anhalten. Der „normale Mensch“ schafft das mit etwas Mühe vielleicht eine Minute lang. Du kannst es trainieren und so auch auf zwei bis drei Minuten kommen, wenn Du das unbedingt willst.

Wichtiger ist jedoch, zu verstehen, dass Lufthunger nicht aufgrund eines Sauerstoffmangels entsteht, sondern ausschließlich durch den Anstieg des Kohlendioxids im Blut.


Der vierte Mythos

Der vierte Mythos lautet: Wenn ein Mensch „gesund ist“, spürt er, wie er atmet.

Der chinesische Philosoph Laotse soll bereits vor über zweieinhalbtausend Jahre gesagt haben: „Der vollkommene Mensch atmet so, als würde er nicht atmen.“

Das heißt, bei einem gesunden Menschen ist die Atmung im Ruhezustand weder zu sehen noch zu hören. Wenn Du also die Atmung eines Menschen neben Dir hören kannst, dann ist das kein Zeichen für Gesundheit. Auch ist eine Mundatmung – egal wie laut sie zu hören ist – kein normales Atemmuster.

Heutzutage können wir bei vielen Menschen den Atem hören. Manche pfeifen regelrecht aus dem letzten Loch und glauben dabei auch noch, sie seien gesund. Sie merken gar nicht, dass sie ein falsches Atemmuster haben. Das entspricht dem ersten Mythos: dem Glauben, zu wissen, wie man richtig atmet. 

Und gleichzeitig sind wir damit beim letzten Mythos angekommen:


Der fünfte Mythos

Der fünfte Mythos besagt: Kranke Menschen merken, wenn ihre Atmung nicht mehr normal ist.

Eine Untersuchung hat gezeigt: Menschen, welche ein Krankheitsbild im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder der chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, wie zum Beispiel Asthma, entwickelt haben oder unter Epilepsie, Panikattacken bzw. Angststörungen leiden, haben ein falsches Atemmuster. Sie alle atmen viel zu schnell – sie hyperventilieren. Und sie merken es nicht!

Frau sitzt auf einer Yogamatte und atmet tief (richtiges Atmen)

Ein kranker Mensch atmet im Durchschnitt zwei bis dreimal mehr als ein gesunder. Dennoch erscheint ihm sein Atemmuster meist völlig normal und er hat sich im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte daran gewöhnt.

Zudem verstehen die wenigsten, dass eine chronische Hyperventilation verschiedene Konsequenzen nach sich zieht und zu den unterschiedlichsten Symptomen führen kann. Sie werden daher oft nicht mit der Atmung in Verbindung gebracht. Am wenigsten natürlich von denjenigen, die davon ausgehen, dass mit ihrer Atmung alles in Ordnung sei.


Das Geheimnis der richtigen Atmung

Es gibt es wirklich: Das Geheimnis der richtigen Atmung.

Man atmet ein und man atmet aus. Für viele ist das schon das ganze Geheimnis. Mit den fünf Mythen habe ich Dir gezeigt, dass es nicht ganz so einfach ist.

Die gute Nachricht ist: Wir können unsere Atmung willentlich beeinflussen. Um sie korrigieren zu können, müssen wir uns aber erst einmal unseres falschen Atemmusters bewusst werden.

Aus diesem Grunde habe ich ein Video-Tutorial entwickelt, in dem es speziell um das Thema der richtigen Atmung geht. Darin lernst Du unter anderem die sechs grundlegenden Einflussfaktoren auf unsere Atmung und die acht Hauptursachen für falsche Atemmuster samt den verschiedenen Symptomen, zu welchen diese im Laufe der Zeit führen können, kennen.

Du erfährst, warum eine langsamere Atmung Dein Leben verlängert und wie Du durch richtiges Atmen einen erhöhten Blutdruck senken kannst. Ich zeige Dir außerdem die sechs Vorteile einer konsequenten Nasenatmung und wie Du damit gezielt Stress reduzieren sowie Deine Selbstheilungskräfte aktivieren kannst.

Ich helfe Dir, Experte für Deine eigene Gesundheit zu werden.

Falls Du Dich bisher mit dem Thema der Atmung noch nicht eingehend beschäftigt hast und somit die Bedeutsamkeit dieses Themas für Dich und Deine Gesundheit erkennen konntest, wird Dir das für Dich kostenfreie exklusive Online-Seminar wahrscheinlich mehr als ein Aha-Erlebnis bescheren.

Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute und vor allem bleib gesund!

Über den Autor RAIK GARVE

Raik Garve ist seit 2005 Gesundheitslehrer und Dozent in der Erwachsenenbildung. In seinen im gesamten deutschsprachigen Raum gehaltenen Vorträgen, Seminare und Webinaren vermittelt er seit vielen Jahren verständlich und praxisnah das gesamte Spektrum der Schul-, Natur- und Informationsmedizin. Das Ziel seiner Arbeit ist die Synthese von Erkenntnissen der klassischen Lehrschulmedizin mit der Jahrtausende alten Erfahrungsheilkunde zu einem für jeden Menschen leicht nachvollziehbaren und praktisch im Alltag umsetzbaren Gesamtkonzept. Mit diesem Wissen kann jeder zum Experten für die eigene Gesundheit werden.

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