Was macht eine gute oder schlechte Ernährung aus?
In diesem Blogartikel möchte ich Dich mitnehmen auf eine kleine Zeitreise durch das letzte halbe Jahrhundert: Unsere Essgewohnheiten, unsere Vorlieben für bestimmte Produkte sowie die Art und Weise, wie wir essen, verändern sich zusehends immer stärker und schneller.
Bereits seit Beginn der Industrialisierung hat sich in Bezug auf unser Essen vieles nicht unbedingt zu unserem Besten entwickelt. Und seit den letzten Nachkriegsjahren können wir eindeutig von einer immer schlechteren Ernährung sprechen. Ein Trend, der sich in unseren Tagen mit großen Schritten fortsetzt.
Hier kannst Du das Video zum Blogartikel anschauen.
Die erste fundamentale Veränderung
Früher aßen wir das volle Korn, heute extrahieren und zerlegen wir Lebensmittel künstlich.
Die moderne Ernährung ist vor allem durch den großen Sprung von vollwertigen zu veränderten bzw. raffinierten Nahrungsmitteln gekennzeichnet. Aus dem ganzen Korn wurden Auszugsmehle und vollwertige Nahrung wird bereits seit langem künstlich zerlegt: in Makro- und Mikronährstoffe, also in Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße, verschiedene Vitamine oder Spurenelemente.
Raffinierte Nahrungsmittel sind extrahierte, konzentrierte und zum Teil erhitzte, sprich hoch verarbeitete Lebensmittel, die zumeist auch noch mit irgendwelchen Zusatzstoffen versehen werden.
Die als Ballaststoffe bezeichneten Bausteine werden dabei entfernt, neu zusammengesetzt und auf diese Weise völlig neues Essen kreiert. Treffender erscheint mir in diesem Zusammenhang der Ausdruck Design-Food.
Ich würde sogar so weit gehen, das Auszugsmehl als das erste Fast Food der Welt zu bezeichnen, da es nach der Extraktion der entsprechenden Fettsäuren sehr lange gelagert werden kann, ohne ranzig zu werden. Auch Zucker kann in seiner raffinierten Form unendlich lange aufbewahrt werden, da er nach der Verarbeitung praktisch nichts Lebendiges mehr enthält.
Mit Lebens-Mitteln im ursprünglichen Sinne hat das alles natürlich nicht mehr viel zu tun.
Der Mann, der zu beschäftigt ist, sich um seine Gesundheit zu kümmern, ist wie ein Handwerker, der keine Zeit hat, seine Werkzeuge zu pflegen.
Spanische Redensart
Die zweite fundamentale Veränderung
Von der Komplexität zur Einfachheit. Das klingt vielleicht erst einmal gut und nachhaltig. Doch leider ist es das ganz und gar nicht.
Statt der früheren Artenvielfalt haben wir heutzutage hauptsächlich Monokulturen und nur noch fünf Kulturpflanzen, die bis zu achtzig Prozent unserer Ernährung ausmachen: Mais, Reis, Soja, Raps und Weizen. Und hiervon gibt es immer weniger natürliche ursprüngliche Sorten, dafür um so mehr speziell gezüchtete patentierbare Hybriden. Und die Gentechnik beeinflusst zusätzlich in wachsendem Maße unsere pflanzliche und tierische Nahrung.
Das dahinterstehende Geschäftsmodell der Nahrungsmittelindustrie ist ebenfalls ganz einfach: Das Ziel ist, aus billigen Rohstoffen scheinbar wertvollere Nahrungsmittel herzustellen. In den Laboren werden aus den Bestandteilen der verbliebenen Handvoll Kulturpflanzen durch Analyse und Extraktion völlig neue Nahrungsmittel designt.
Eine gigantische Karriere hat dabei der Mais gemacht. Ungefähr ein Drittel der Fläche der USA ist damit bedeckt. Und aus Mais kann man so gut wie alles machen: Er wird vor allem in der Tiermast eingesetzt, aber auch, um neue Nahrungsmittel zu kreieren.
Die dritte fundamentale Veränderung
Quantität statt Qualität: immer mehr Menge und Kalorien bei gleichzeitig immer weniger vitalen Inhaltsstoffen.
Früher hatten die meisten Pflanzen eine niedrige Energiedichte, also wenig Kalorien, und eine hohe Vitalstoffdichte, sprich viele Vitamine und Spurenelemente.
Heutzutage ist es genau umgekehrt: Die Pflanzen, die heute auf den Feldern angebaut werden, werden zumeist mit Kunstdünger hoch gezüchtet und verfügen über eine hohe Kalorien- sowie eine niedrige Vitalstoffdichte. Ihre konzentrierte Stärke wird vor allem für die Mast von Tieren verwendet.
Infolgedessen befinden wir uns heute in einer sehr paradoxen Situation: Auf der einen Seite gibt es sehr viele kalorisch überernährte Menschen, die auf der anderen Seite an einem Mangel an Mikronährstoffen leiden, also übergewichtige Menschen, die in Wirklichkeit unterernährt – Verhungernde eingepackt in einen Speckmantel.
Dieser Speckmantel symbolisiert trefflich das Überkalorische unserer heutigen schlechten Ernährung. Das Verhungernde entspricht dem permanenten unterschwelligen Gefühl, nicht richtig satt zu werden, welches heutzutage viele Menschen verspüren. Beides regt zum ständigen Essen oder Naschen an, weil unserem Körper die echten Vitalstoffe fehlen.
Die vierte fundamentale Veränderung
Früher aßen die Menschen mehr grünes Gemüse, das seinen Vitalstoffreichtum vor allem aus dem Chlorophyll bezieht – den durch das Sonnenlicht aufgebauten grünen Pflanzenfarbstoff.
Heute essen wir vor allem Knollen und Wurzeln, die unter der Erde wachsen. Das führt zum oben benannten Problem: Einer Überfütterung mit leeren Kalorien bei gleichzeitigem Vitalstoffmangel.
Während die grünen Pflanzenblätter sekundäre Pflanzenstoffe, verschiedene Fettsäuren oder wertvolle Mikronährstoffe enthalten, steckt in den Knollen konzentrierte Stärke. Wer sich nun vor allem von stärkehaltigen Nahrungsmitteln wie zum Beispiel Kartoffeln ernährt, während die Mikronährstoffe an die Tiere verfüttert werden, der darf sich nicht wundern, wenn er zu einem Verhungerten im Speckmantel wird.
Natürlich spielen hierbei auch Faktoren wie unsere derzeitige Sitzgesellschaft bzw. grundsätzlich weniger Bewegung, falsche Nahrungsmittelkombinationen und Völlerei eine Rolle. Jedoch sind die konzentrierten Kohlenhydrate ohne ausreichend Mikronährstoffe das Hauptproblem, da unser Körper ohne sie nicht optimal funktionieren kann.
Die fünfte fundamentale Veränderung
Von der Esskultur zur Ernährungswissenschaft. Durch die Industrialisierung haben wir nicht nur unsere Essgewohnheiten verändert, sondern auch die Art und Weise, wie wir über Essen denken:
Es geht immer weniger um das Genießen von Mahlzeiten und immer mehr um die wissenschaftliche Analyse von Lebensmitteln. Unsere Nahrungskette wurde künstlich zerlegt, analysiert und entsprechend neu zusammengesetzt bzw. verarbeitet. Ich spreche in diesem Zusammenhang auch von der sogenannten Analysefalle.
Viele glauben immer noch, dass uns die Ernährungswissenschaft auf die Folgen einer schlechten Ernährung aufmerksam machen will und uns andererseits eine gesunde Ernährung lehrt. Das ist ein Trugschluss.
Früher verlief die natürliche Nahrungskette direkt vom Erzeuger zum Verbraucher. Bis die Ernährungswissenschaft begann, sich auf die Zusammensetzung der einzelnen Nahrungskomponenten zu konzentrieren und damit zu experimentieren.
Mittlerweile sieht vor lauter Molekülen kaum noch einer das Gesamtbild unserer Nahrungskette und wie alles miteinander sowie aufeinander wirkt. Und das ist das große Problem unserer modernen Ernährung.
Durch das analytische Betrachten durchs Mikroskop wird die Beziehung zwischen Erzeuger und Esser gestört, ja mittlerweile zerstört. Zwischen die Natur und den Bauern auf der einen Seite und uns als Endverbrauchern auf der anderen Seite hat sich eine riesige Industrie geschoben, die ihre Produkte verarbeitet, designt und mittels der entsprechenden Marketing-Tools mit möglichst viel Profit verkauft.
Je mehr Zwischenschritte zwischen dem Erzeuger und dem Verbraucher liegen, desto teurer werden auch die Nahrungsmittelpreise. Desto höher ein Lebensmittel verarbeitet wird, desto weniger bekömmlich ist es in der Form, in der wir es schließlich kaufen können. Und das geht auf Dauer auf Kosten unserer Gesundheit.
Ernährungsbedingte Krankheiten haben in der Regel eine Inkubationszeit von circa zehn bis zwanzig Jahren. Es vergeht also eine längere Zeit zwischen der Aufnahme der Nahrung und dem Ausbruch der eigentlichen Symptome, die wir heute Krankheiten nennen.
In den Jahren des Wirtschaftswachstums nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges warnten einige weise Menschen davor, dass es durch die nun einsetzende regelrechte „Fresswelle“ mit einer entsprechenden zeitlichen Verzögerung zwangsweise zu Übergewicht, Diabetes und verschiedenen anderen Erkrankungen kommen würde. Ihr warnender Appell stieß jedoch bei den meisten auf taube Ohren.
Und es kam wie es kommen musste: Waren der Großteil der Menschen bis dahin noch sehr rank und schlank gewesen, wurden sie mit steigendem Wohlstand vor allem im westlichen Teil Deutschlands ab Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre zunehmend dicker. Der zuvor erlebte Mangel wurde überkompensiert. Und das spiegelte sich alsbald in der Leibesfülle vieler Menschen wider.
Fazit
An diesen fünf fundamentalen Veränderungen können wir erkennen, welchen Einfluss die für das Industriezeitalter typische analytische Art des Denkens und der Naturbetrachtung auf unsere Essenskultur hatte und bis heute hat.
Was wir essen und wie wir essen, hat sich in den letzten mehr als fünfzig Jahren komplett verändert. Der Hauptmotor hinter dieser Entwicklung des Optimierens, Rationalisierens und Patentierens ist das auf dem Zinseszins basierende Schuldgeldsystem, das uns ein permanentes künstliches Wachstum aufzwingt und infolgedessen immer größere Mengen immer kostengünstiger produziert werden müssen.
Der unsichtbare Druck zeigt sich überall in unserer heutigen Gesellschaft. Und die daraus resultierenden Veränderungen verlaufen leider immer schneller.
In der Landwirtschaft wird diese Entwicklung durch deutlich mehr Monokulturen und wachsenden Maschineneinsatz sichtbar. Die industrielle Art der Nahrungsmittelproduktion kostet natürlich viel weniger als die ehrliche Arbeit eines Bauern. Die Folgen sind vergiftete ausgezehrte Böden, eine immer schlechtere Ernährung und ein damit verbundener langfristiger Schaden für unser aller Gesundheit.
Daher ist es so wichtig, dass auch Du Dir bewusst machst, wie und warum sich unsere Essensgewohnheiten verändert haben sowie welche Auswirkungen das auf Deine Gesundheit hat. Denn es liegt an jedem einzelnen von uns, diese Erkenntnisse zu nutzen, um für sich selbst und die eigene Familie bewusste Entscheidungen zu treffen. Wie immer geht es um Deine Eigenverantwortung, wenn Du gesund werden bzw. gesund bleiben und Dich in Deinem Körper wohlfühlen möchtest.
Fühlst Du Dich manchmal verloren im Dschungel der unterschiedlichen Ernährungsstile? Lerne im kostenlosen Online-Seminar von Raik Garve, wieso die moderne Ernährung alles andere als gesund ist und wie Du es mit einfachen Veränderungen schaffen kannst, Dich gesünder zu ernähren.
Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute und vor allem bleib gesund.