Die meisten Menschen verbinden mit Kälte Frieren oder sogar Erfrieren. Sie betrachten eisige Temperaturen als Bedrohung für die eigene Gesundheit und gehen ihnen daher möglichst aus dem Weg.
Die wenigsten wissen, dass der Stoffwechsel bestimmter Pflanzen und Tiere als auch der des Menschen auf Kälte eingerichtet ist.
So dient der Kältereiz zum Beispiel Tieren, die Winterschlaf halten, als Signal. Sie fahren daraufhin ihren Stoffwechsel herunter und können während der Wintermonate wertvolle Energie sparen.
Welche sieben positiven Effekte Kälte auf Deinen Körper haben kann, wenn Du Dich ihr bewusst und intelligent aussetzt, verrate ich Dir in meinem Blogartikel.
Hier kannst Du das Video zum Blogartikel anschauen.
Kälte – Therapie oder Gefahr?
Heutzutage ist der Glaube, Kältereize wären für unsere Gesundheit bedrohlich, weit verbreitet. Und das, obwohl sich sowohl Mensch und Tier als auch Pflanzen mit ihrem Stoffwechsel problemlos auf Kälte einstellen können und Frieren sogar gesund sein soll.
Was passiert genau in unserem Körper, wenn wir frieren? Verschiedene Stoffwechselprozesse werden beschleunigt, so dass Energie schneller bereit gestellt werden kann, die Fettverbrennung angekurbelt, die Muskelaktivität gesteigert und die Verdauungsprozesse angeregt werden.
Tatsächlich können wir die mit diesen grundlegenden Funktionen unseres Körpers zusammenhängenden Anpassungsmechanismen für mehr Gesundheit nutzen, indem wir unseren Körper auf intelligente Weise der Kälte aussetzen.
Ein prominentes Beispiel ist der niederländische Extremsportler Wim Hof. Der „Iceman“, wie er auch genannt wird, hat die der Kältetherapie innewohnende mächtige Kraft wieder entdeckt. Er behauptet, dass er deswegen nie krank wird. Und jeder könne mit der Kraft der Kälte, bewusster Atmung und mentaler Stärke gesünder, leistungsfähiger und glücklicher werden.
Da sich die meisten von uns in heutiger Zeit selten der Kälte aussetzen, wir uns vor allem in wohltemperierten Räumen aufhalten oder warme Kleidung tragen, entfällt die natürliche Stimulation unseres Körpers in unserem Alltag. Auf diese Weise verkümmern die uralten Anpassungsmechanismen. Es handelt sich also um ein klassisches Wohlstandsproblem.
Welches sind nun die sieben wichtigsten positiven Effekte einer Therapie mit Kälte?
Der erste positive Effekt
„Wer friert, verbrennt automatisch mehr Fett.“ Durch den Kälteschock werden die Zellen des braunen Fettgewebes zur Neubildung angeregt und weißes Speicherfett abgebaut. Es wird also mehr Fett verbrannt, ohne dass man sich ständig Kälte aussetzen muss.
Solltest Du Probleme mit Deinem Gewicht haben und zu jenen gehören, denen das Abnehmen schwerfällt, versuche es doch einmal mit einer entsprechenden Kältetherapie. Die einfachste Methode ist, kalt zu duschen.
Die sogenannte kalte Thermogenese gilt nicht nur als Geheimtrick beim Abnehmen, sondern hat noch weitere Vorteile:
Die Wirkung kalter Thermogenese
Grundsätzlich ist die Thermogenese ein Überlebensmechanismus unseres Körpers, um auch bei tiefen Temperaturen funktionsfähig zu bleiben. Entsprechend werden unterschiedlich starke Signale gesendet und mehr oder weniger Wärme produziert. Menschen, die sich meistens in einer sehr warmen Umgebung aufhalten, benötigen somit nur eine geringe Wärmeproduktion.
Der Körper versucht seine Kerntemperatur von 37°C stets aufrechtzuerhalten, was auch als Thermoregulation bezeichnet wird.
Das Gesetz der Thermodynamik besagt, dass Energie stets vom Ort höherer Temperatur zum Ort niedrigerer Temperatur fließt. Das bedeutet, wenn es draußen kalt ist, gibt unser Körper Kälte nach außen ab, da unsere Körpertemperatur höher als die Umgebungstemperatur ist. Deswegen reagiert unser Körper sehr empfindlich auf Kälte und versucht schnell gegenzusteuern.
Der zweite positive Effekt
Die Zellen des braunen Fettgewebes sind in der Lage, durch die Oxidation von Fettsäuren Wärme zu erzeugen, welche mithilfe des Blutes im Körper verteilt wird.
Wenn wir uns also regelmäßig Kälte aussetzen, wird neben der Fettverbrennung auch die Energieproduktion hochgefahren und wir können auf diese Weise freie Wärme erzeugen, ohne dass wir uns körperlich anstrengen müssen.
Die Kältetherapie ist ein Schock für den Körper, der sofort gegen die Kälte „anheizt”.
Wenn Du leicht frierst oder häufig unter kalten Händen und Füssen leidest, kannst Du allein durch eine regelmäßige Kältetherapie die Wärmeproduktion Deines Körpers in kürzester Zeit aktivieren.
Dritter positiver Effekt
Mehrere Studien (Studie 1, Studie 2) zeigen, dass unser gesamter Hormonhaushalt durch eine gut angepasste Kältetherapie positiv beeinflusst werden kann.
Unsere Zellkraftwerke, die Mitochondrien, haben die Fähigkeit, bei Kälte Energie in Wärme und damit in infrarotes Licht umzuwandeln. Infrarotes Licht hat erstaunliche Effekte auf die Struktur des Körperwassers, und somit die Koordination und Signalfunktion unserer Zellen. Prof. Gerald Pollack beschreibt diese beeindruckende Wirkung von Kälte auf entzündliche wie hormonelle Prozesse in seinem Buch „Wasser. Mehr als H2O“ ausführlich .
Bei entsprechend kühleren Temperaturen bildet unsere Zirbeldrüse mehr vom natürlichen Schlafhormon Melatonin, das unsere innere Uhr reguliert. Daher sollten im Schlafzimmer auch nicht mehr als 16 Grad herrschen. Durch einen guten Schlaf können wir unser Regenerationspotenzial deutlich erhöhen.
Vierter positiver Effekt
Da Kälte entzündliche Prozesse im Körper reduziert, kann eine Kältetherapie sogar Leben retten.
Die meisten chronischen Zivilisationskrankheiten, allen voran Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und chronisch degenerative Erkrankungen basieren auf Entzündungen. Man spricht auch von „silent inflammations“, sogenannten „stillen Entzündungen“, weil sie überall im Körper schwelen können.
So suchen Tiere instinktiv nach niedrigen Temperaturen, wenn sie unter systemischen Entzündungen leiden. In einer 2017 veröffentlichten Studie wurde am Beispiel von Ratten gezeigt, dass dieser uralte Überlebensmechanismus in einem Areal im Gehirn von Säugetieren eingraviert ist.
Wenn wir durch eine Kältetherapie den Entzündungen abschwächen können, dann bedeutet das einen guten Schutz vor vielen chronischen Zivilisationskrankheiten.
Mit zunehmendem Alter steigt zudem das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen, wie zum Beispiel ALS, Alzheimer, Parkinson oder Huntington, bei denen es zur Verklumpung von Proteinen kommt. Kölner Forscher fanden heraus, dass diese zur Verklumpung neigenden Proteine durch einen zellulären Mechanismus beseitigt werden, wenn die Temperatur leicht sinkt.
Eine herabgesetzte Körpertemperatur soll laut wissenschaftlichen Untersuchungen ein gesundes Altwerden fördern und das Leben sogar bis zu 20 Prozent verlängern können.
Fünfter positiver Effekt
Die positive Wirkung von Kälteanwendungen für die Mikrozirkulation ist wahrscheinlich den meisten bekannt: Die Durchblutung von Extremitäten und Geweben wird gefördert sowie das gesamte Herz-Kreislauf-System trainiert.
Besonders effektiv ist die Kältetherapie in Verbindung mit Wärme. Der Wechsel zwischen warm und kalt führt zum Ausdehnen und Zusammenziehen der Gefäße. Durch den besseren Blutdurchfluss bekommen wir nicht nur warme Hände und Füße sowie ein schöneres Hautbild. Unser Körper lernt auch auf der Zellebene, sich gegen die Kälte- und Wärmereize zu wappnen.
Durch die Bildung sogenannter Hitze-Schock- und Kälte-Schock-Proteine werden unsere Körperzellen resistenter gegen extreme Temperaturen und unser gesamter Organismus unempfindlicher gegen Stress. Daher ist der Besuch einer Sauna auch so wohltuend und gesundheitsfördernd.
Sechster positiver Effekt
Wer schon einmal im Winter in einen See gesprungen ist oder sich regelmäßig morgens unter eine kalte Dusche stellt, weiß, dass so ein Kältereiz nicht nur hellwach machen, sondern auch die Stimmung heben kann.
Durch den plötzlichen Einfluss von Kälte wird das Glückshormon Beta-Endorphin stimuliert und gleichzeitig wird unsere Aufmerksamkeit fokussiert, so dass wir präsenter im Hier und Jetzt sind. Die Gedankenkreisel, die uns oft in die Vergangenheit oder in die Zukunft reisen lassen, kommen plötzlich zum Stillstand. Der Einsatz von Kälte ist also zugleich eine gute Bewusstseinsübung.
Siebenter positiver Effekt
Kälteexposition wird bereits seit einiger Zeit vor allem im Profisport zur Regeneration nach intensiven Trainingseinheiten eingesetzt. Aber auch für jeden körperlich aktiven Menschen kann sie ein nützliches Hilfsmittel gegen lästigen Muskelkater sein.
Durch die Kälte wird der Blutfluss in unserem Körper gesteigert und Abbauprodukte wie Laktat können schneller abtransportiert werden. Sportler nutzen Kältetherapien daher, um Muskelschmerzen vorzubeugen und schneller wieder leistungsfähig zu werden.
Eine systematische Analyse aus neun unabhängigen Studien zwischen 2005 und 2017 zeigt, dass eine Kältetherapie – Eintauchen in 10 bis 15 °C kaltes Wasser für etwa zehn Minuten – im Anschluss an eine körperliche Anstrengung Muskelschmerzen sofort und anhaltender lindert als eine Ruhezeit.
Eine weitere in Plos One veröffentlichte Studie kam zu einem ähnlichen Ergebnis und konstatiert, dass Kälte bis zu zwei Tagen nach einer körperlichen Anstrengung eine positivere Wirkung auf die Regenerationsfähigkeit des gesamten Körpers hat als eine einfache Ruhezeit. Aufgrund der schnelleren Erholung können die Pausen zwischen den einzelnen Trainingseinheiten also deutlich kürzer sein.
Fazit: Phänomenales Potential der Kältetherapie
Ein vorübergehender kurzzeitiger Kältereiz ist also keineswegs eine Bedrohung für unsere Gesundheit, die uns beängstigen sollte. Im Gegenteil: Kältetherapien bzw. intelligente Kälteerfahrungen trainieren das Gefäßsystem, helfen gegen Entzündungen, fördern die Fettverbrennung sowie die Regulation des Hormonhaushalts und tragen zu einer schnelleren Regeneration bei.
Es gibt natürlich noch wesentlich mehr gesundheitsfördernde Wirkungen, die wir durch eine Kältetherapie erreichen können. Ich wollte Dir hier die aus meiner Sicht wichtigsten sieben Effekte vorstellen und ich hoffe, ich konnte Dich damit ein bisschen inspirieren.
Klassische Anwendungen der Kältetherapie sind kalte Güsse oder kalte Duschen. Es kann aber auch mal ein Eisbad im Winter sein. Wobei ich immer empfehle, so eine erste Erfahrung niemals komplett unvorbereitet zu machen, sondern sich allmählich durch regelmäßige kalte Duschen vorzubereiten. Denn wir müssen unserem Körper auch die Chance geben, sich dem Temperaturschock anzupassen.
Mit einem intelligenten Kältetraining steht uns also ein kostenloser und dennoch sehr wirksamer Mechanismus zur Verbesserung und Erhaltung der Gesundheit zur Verfügung. Es kostet lediglich ein bisschen Überwindung, weil wir durch die Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation mehr oder weniger verweichlicht worden sind. Es bedarf daher eines gewissen Maßes an mentaler Stärke und Willenskraft.
Wenn Du Deine Komfortzone verlässt und Dich diesen Kältereizen wieder vermehrt aussetzt – natürlich ohne dabei zu unterkühlen oder gar Erfrierungen zu erleiden – kannst Du diese Mechanismen zur Erhaltung und zur Wiederherstellung Deiner Gesundheit effektiv nutzen.
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Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute und vor allem bleib gesund!