Mann ist krank und erfährt Fremdbestimmung mit der Patienten-Identität

Patienten-Identität: Fremdbestimmung statt gesundheitliche Freiheit

Raik Garve

Minuten Lesedauer

Kennst Du die Bedeutung des Wortes Patient? Es stammt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt: „der Geduldige“ oder „derjenige, der etwas erduldet“.

Vielen Menschen ist leider immer noch nicht bewusst, dass wir es im heutigen „Gesundheitssystem“ mit einer Art Rollenspiel zu tun haben:

Auf der einen Seite steht der „wissende“ Experte – der Arzt, Zahnarzt, Heilpraktiker oder sonstige Therapeut – und auf der anderen steht der zumeist „unwissende“ und dadurch unmündige Patient, der häufig kritiklos sämtlichen Therapieverfahren – inklusive der damit verbundenen Risiken sowie Nebenwirkungen – zustimmt.

Dabei trägt allein der betroffene Patient die negativen Konsequenzen für seine Gesundheit, falls ein Therapieverfahren scheitert.

Jedoch hat die "Patientenrolle offensichtlich gewisse Vorteile, um derentwegen immer noch sehr viele Menschen an diesem ungleichen Rollenspiel teilnehmen.

Welches die fünf Vorteile sind, die ein Patient aus „seiner Krankheit“ ziehen kann und warum genau diese so gefährlich für seine Gesundheit sind, erkläre ich Dir in diesem Blogartikel.


Inhaltsübersicht

Hier kannst Du das Video zum Blogartikel anschauen.

Von der Selbst- zur Fremdbestimmung

Bevor ich zu den möglichen Vorteilen des Krank-seins komme, möchte ich auf folgende Fragen eingehen:

Was ist überhaupt eine Patienten-Identität? Und wie bekommt man sie?

Das Wort Patient heißt in seiner Wortbedeutung nichts anderes als der Geduldige oder derjenige, der etwas erduldet, zum Beispiel ein bestimmtes Leiden.

Gehen wir zunächst einmal von der bestmöglichen Situation aus: Dir geht es gut. Du fühlst Dich rundum gesund. Das ist Deine Identität, die Du Dir selbst im Laufe Deines Lebens erschaffen hast – und damit auch eine bestimmte gesellschaftliche Rolle oder eine individuelle Gesundheits-Identität.

Wenn wir keine Schmerzen oder andere Symptome haben, wenn es uns gut geht, dann sagen wir: Wir sind gesund. Wir identifizieren uns also mit unserer Gesundheit.

Sobald jedoch irgendwelche Symptome auftauchen und wir damit zum Arzt, Therapeuten oder Heilpraktiker gehen, folgt auf Anamnese und Untersuchung eine Diagnose. Damit beginnt der Identifikationsprozess mit der Krankheit XY und führt in eine Patienten-Identität.

Wie durch einen Zauberstab wird also plötzlich eine ganz neue Rolle geschaffen: die des Patienten, der die Diagnosestellung und eine daraus folgende Therapie durch den Experten ebenso duldet wie er sein Krankheitsleiden erduldet: still und ohne zu murren. Im leider keineswegs ungünstigen Fall ist das der Beginn einer Krankheitskarriere.

Dabei sollten wir nicht außer Acht lassen, dass die mit der Krankheits-Diagnose geschaffene Patienten-Identität auch gewisse Vorzüge mit sich bringt. Und zwar nicht nur für den Arzt, Therapeuten oder Apotheker, sondern auch für den Patienten selbst. In der Fachsprache wird das sekundärer Krankheitsgewinn genannt.

Ich möchte Dir nun fünf Vorteile nennen, die für den von einer Diagnose Betroffenen aus seiner Sicht tatsächlich gewinnbringend sein können.


Erster Vorteil: Flucht vor Verantwortung

Fremdbestimmung durch Flucht vor Verantwortung

Ein Kranker muss seinen Verpflichtungen innerhalb der Gesellschaft nicht in vollem Umfang nachkommen. So kann er sich leicht schwierigen Aufgaben oder Herausforderungen entziehen.

Ein Patient kann immer sagen: „Ich bin krank. Hier ist mein Attest,. Hier steht’s!“


Zweiter Vorteil: Abgabe der Eigenverantwortung

Was für manche wie ein Nachteil klingt, erscheint anderen ein Vorteil:

Bei Fremdbestimmung durch einen Arzt oder Therapeuten entscheidet jener, ob Du gesund oder krank, arbeitsfähig oder arbeitsunfähig bist und wie lange er Dich weiterhin „krank schreibt“.

Das gibt Dir die Möglichkeit, Dich Deinen täglichen Aufgaben – auf der Arbeit, zu Hause oder in der Familie – zu entziehen und zu sagen: „Ich bin krank. Ich darf das nicht machen. Ich muss mich schonen.“ Dabei musst Du selbst keinerlei Verantwortung dafür übernehmen, denn Du hast es ja nicht selbst bestimmt.


Dritter Vorteil: Mehr Aufmerksamkeit

Bei vielen Patienten entsteht zudem noch eine innere Erwartungshaltung an andere: dass sie sich jetzt um ihn kümmern und sich ihm ganz besonders zuwenden müssten. Und das geschieht in den meisten Fällen auch. Ein Patient bekommt mehr Aufmerksamkeit und mehr Rücksichtnahme als ein gesunder Mensch.

Kennst Du das auch? Wenn Du krank oder verletzt bist, begegnen Dir die meisten verständnisvoller und hilfsbereiter, weil sie sehen, dass Du nicht voll einsatzbereit bzw. leistungsfähig bist.


Vierter Vorteil: Umgehen von Herausforderungen

Krankheit schützt in gewisser Weise vor körperlichen, aber auch geistigen Herausforderungen und Belastungen.

Ein Patient wird von vielerlei Problemen ferngehalten, ja sogar regelrecht abgeschottet. Denn er ist ja krank und er darf sich nicht belasten oder aufregen. Er muss sich schonen und darf dieses und jenes nicht machen.


Fünfter Vorteil: Emotionale Zuwendung

Kind kriegt Aufmerksamkeit von der Mutter, weil es krank ist

Hinzu kommt, dass ein Kranker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt.

Was passiert zum Beispiel in einer Großfamilie mit fünf oder sechs Kindern, in der das jüngste plötzlich krank ist: Plötzlich richtet sich die gesamte Aufmerksamkeit der Eltern und auch der Geschwister auf dieses Mädchen oder diesen Knaben.

Sie oder er hat vielleicht vorher nur wenig Aufmerksamkeit bekommen, weil sie viele Zuhause sind und die Eltern entsprechend zahlreiche Verpflichtungen haben. Nun steht das Jüngste im Mittelpunkt der Familie und genießt die volle Aufmerksamkeit aller. Es bekommt nun endlich die Zuwendung, die es sich insgeheim immer gewünscht hat.


Folgen der Fremdbestimmung

All diese Vorteile, die eine Patienten-Identität mit sich bringen kann, haben auf der anderen Seite einen großen Nachteil: Sie hemmen, falls sie als Krankheitsgewinn empfunden werden, den Heilungsprozess.

Sollten die Symptome jedoch erst aufgrund eines wenig liebevollen Umgangs entstanden sein, ist es für den Betroffenen natürlich ein wahrer Segen, wenn sein Genesungsprozess von möglichst viel Zuwendung und Mitgefühl begleitet wird und so Verletzungen heilen können.

Es gibt aber auch Menschen, die sich über viele Jahre eine chronische Krankheit in Form eines mentalen Gefängnisses erschaffen haben, in dem sie ihr Leiden kultivieren: entweder unbewusst oder bewusst aufgrund der Vorteile, die sie aus ihrem Krank sein ziehen können.

Dieser sekundäre Krankheitsgewinn entspringt einer kindlich geprägten Erlebniswelt: Plötzlich sind alle anderen für mich da. Plötzlich muss ich mich keinen großen Herausforderungen mehr stellen. Ich werde aus allen wichtigen Verpflichtungen entbunden und bin vor Eigenverantwortung „geschützt“. Ein Großteil der heutigen chronischen Krankheiten wird auf diese Weise am Leben erhalten.

Aus meiner Sicht gibt es keine unheilbaren Krankheiten, mit Ausnahme einiger weniger angeborener genetischer Defekte. Typische Zivilisationskrankheiten wie sogenannte Tumor-Erkrankungen, Allergien oder Stoffwechselentgleisungen, allen voran Diabetes, sind nicht unheilbar. Hier spielt der Antrieb, wieder gesund zu werden, die größte Rolle.

Chronische Krankheit durch Fremdbestimmung

Viele Menschen existieren nur noch in ihren Krankheitsbildern. Das ist sehr schade, denn das Leben besteht nicht primär aus Krankheiten. Das Leben ist das, was dahinter liegt. Dabei tragen die entsprechenden Symptome zu unserem Entwicklungsprozess bei. 

Wer jedoch aus diesem sogenannten Krankheitsprozess keinen Erkenntnisgewinn zieht, sein Bewusstsein entsprechend erweitert und auf den Heilungsprozess ausrichtet, hat den Sinn des sogenannten Krank-seins völlig verkannt.

Wie wir gesehen haben, erschweren Patienten-Identität und Patientenrolle den Heilungsprozess. Durch Diagnosestellungen und regelmäßige Check-Up–Termine, bei denen zum Beispiel der Blutzucker kontrolliert und reguliert wird, bleibt der Patient Patient.


Selbst-heilung statt Fremd-bestimmung!

Leider bleiben viele Menschen im oben beschriebenen Rollenspiel der Fremdbestimmung gefangen. Sie nehmen die Patienten-Identität nach und nach immer mehr an und verinnerlichen sie.

Wenn Du älteren Menschen zuhörst, reden sie meist nur noch über ihre Krankheiten oder Beeinträchtigung ihres Gesundheitszustandes. Es geht kaum mehr um andere Dinge des Lebens, zum Beispiel, was sie noch vor haben zu erleben oder zu tun.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber bei vielen spielt das Thema „Krankheit“ eine zentrale Rolle, weil es noch das einzige ist, wodurch sie Aufmerksamkeit von anderen Menschen bekommen. Und das ist sehr traurig.

Leider geht mit dieser Patienten-Identität auch der Zweifel einher, ob es überhaupt noch Hoffnung auf Heilung gibt. Aus einer Mischung aus Angst, Hoffnungslosigkeit und einem gewissen Lebens-Pessimismus entwickeln sich im Laufe der Zeit die sogenannten chronischen Krankheiten.

Es beginnt immer im Kopf. Und dort gilt es auch zuerst etwas zu verändern. Um sich wieder eine Gesundheits-Identität zu erschaffen, braucht es den eigenen Willen sowie ein Umfeld, das Gesundheit statt Krankheit und Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung unterstützt.

Dabei ist die Frage nach dem Sinn des Lebens, einer Lebensaufgabe bzw. einem größeren Ziel entscheidend: „Was möchte ich gerne noch erleben? Was möchte ich erreichen?“ Einfach nur schmerzfrei sein, ist noch keine große Motivation. Wenn ich auf die Frage „Was mache ich, wenn ich wieder gesund bin?“ keine Antwort habe, wird es schwer, Hoffnung und Lebensmut zu kultivieren bzw. mich selbst zu grundlegenden Verhaltensänderungen in meinem Alltag zu bewegen.

Ohne Ziele ist es beinahe unmöglich, sich aus der Patienten-Sackgasse heraus zu manövrieren. Die Patienten-Identität blockiert bzw. behindert die uns innewohnenden Selbstheilungskräfte, so dass es schwerlich zu einer wirklichen Aus-heilung kommen kann.

Wenn Dir klar geworden ist, dass Heilung immer Selbstheilung ist, dann habe ich eine gute Nachricht für Dich: Speziell zu diesem Thema habe ich ein zweistündiges Online-Webinar erstellt, zu dem Du Dich hier völlig kostenfrei anmelden kannst.

Darin gehe ich noch viel genauer auf dieses wichtige Thema ein: Du erfährst, wie genau das Programm der Selbstheilung abläuft und wie wir es auch unter den heutigen lebensfeindlichen Bedingungen aktivieren und in unserem Sinne wirken lassen können.

Teile diesen Blogartikel auch gerne mit Deinen Freunden, Verwandten und Bekannten, weil ich fest daran glaube, dass das Thema der Patienten-Identität heutzutage Millionen Menschen betrifft.

Wir sehen uns in den nächsten Videolektionen. Ich freue mich bereits darauf.

Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute und vor allem bleib gesund!

Über den Autor RAIK GARVE

Raik Garve ist seit 2005 Gesundheitslehrer und Dozent in der Erwachsenenbildung. In seinen im gesamten deutschsprachigen Raum gehaltenen Vorträgen, Seminare und Webinaren vermittelt er seit vielen Jahren verständlich und praxisnah das gesamte Spektrum der Schul-, Natur- und Informationsmedizin. Das Ziel seiner Arbeit ist die Synthese von Erkenntnissen der klassischen Lehrschulmedizin mit der Jahrtausende alten Erfahrungsheilkunde zu einem für jeden Menschen leicht nachvollziehbaren und praktisch im Alltag umsetzbaren Gesamtkonzept. Mit diesem Wissen kann jeder zum Experten für die eigene Gesundheit werden.

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