In diesem Blogartikel möchte ich über einen weiteren Mythos zum Thema Calcium aufklären, der sich immer noch in der Medizin, aber auch in der allgemeinen Bevölkerung hält. Denn viele glauben, sie müssten regelmäßig viel Calcium zu sich nehmen. Stimmt das wirklich? Welche Auswirkungen kann zu viel Calcium im Körper haben?
Die zwei größten Calcium-Irrtümer
Der erste Irrglaube besagt: Calcium sei das wichtigste Element in starken Knochen. Und der zweite lautet, dass Kuhmilchprodukte besonders gute Calciumliefer
Beide Aussagen sind mittlerweile zu Dogmen geworden. In der Folge haben viele Menschen im höheren Alter Angst davor, dass ihre Knochen leicht brechen könnten, wenn sie über ihre Ernährung nicht zusätzlich reichlich Calcium zu sich nehmen würden – und das idealerweise in Form von Milchprodukten, wie Joghurt, Quark oder Käse.
Dabei ist den wenigsten bewusst, dass sie auch zu viel Calcium zu sich nehmen könnten. Welche negativen Auswirkungen ein Zuviel an Calcium für unsere Knochen hat, verrate ich Dir im Folgenden. Ich werde Dir insgesamt fünf harte Fakten zu den möglichen Nebenwirkungen einer übermäßigen Calciumzufuhr liefern und so hoffentlich die Angst vor einem angeblichen Calciummangel nehmen.
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Knochen bestehen nicht nur aus Calcium
Calcium macht tatsächlich den größten Anteil am Knochen aus. Jedoch besteht der Knochen nicht nur aus Calcium, sondern aus ungefähr zwölf verschiedenen Mineralien, von denen jedes einzelne für starke gesunde Knochen wichtig ist. Und das wird oft vergessen.
Ich spreche hier auch gern von der sogenannten Analysefalle der Medizin: Einzelne Aspekte bzw. Substanzen werden aus dem Gesamtzusammenhang gerissen und entweder verteufelt, wie zum Beispiel das Cholesterin, oder als Wundermittel in den Himmel gehoben und entsprechend angepriesen.
Dabei braucht die Natur immer das komplexe Zusammenspiel aller Aspekte. Ihr Netzwerk arbeitet immer nur so gut wie alle ihre Bestandteile. Fehlt ein Aspekt, kann das Netzwerk nicht optimal funktionieren.
Calcium ist nur eins von mindestens zwölf verschiedenen Mineralstoffen, die für die Knochensubstanz von Bedeutung sind.Und ein Zuviel an Calcium wirkt sich negativ auf die gesamte Mineralstoffzusammensetzung des Knochens aus.
Viele nehmen zu viel Calcium ein
Der tägliche Calciumverlust bei Nicht-Zuführung von Calcium ist minimal. Wir verlieren täglich ungefähr 0,6 Gramm. Nun nehmen aber viele Menschen aufgrund der allseitigen Panikmache etwa die dreifache Menge an Calcium zu sich, als es bei einer unserer Gesundheit zuträglichen normalen Ernährung der Fall wäre. Das entspricht ungefähr 1,5 Gramm.
Was passiert nun in unserem Körper, wenn wir nur 0,6 Gramm Calcium verlieren, jedoch 1,5 Gramm zuführen? Welche Auswirkungen hat der Überschuss an Calcium auf unsere Gesundheit?
Reichlich Calcium brauchen wir nur in jungen Jahren
Es wird immer wieder betont, wie wichtig Calcium sei. Das ist auch grundsätzlich richtig. Die Frage ist nur, in welchem Lebensabschnitt? Tatsächlich brauchen wir im Wachstumsalter, also von der Geburt bis ungefähr zum 21. Lebensjahr, etwas mehr Calcium.
Das liegt daran, dass sich zuerst die knochenharte Substanz aufbauen muss. Spätestens mit der völligen Ausreifung unseres Skeletts und vor allem auch im höheren Alter brauchen wir jedoch deutlich weniger Calcium als offiziell empfohlen. Dann ist eher weniger mehr und zu viel Calcium wirkt sich nachteilig auf unsere Gesundheit aus. Denn es fördert eine vorzeitige Alterung und Degeneration.
Milchprodukte sind keine guten Calciumlieferanten
Warum sind Milchprodukte keine gute Calciumlieferanten? Weil das in Milch und Kuhmilchprodukten enthaltene Calcium von unserem Darm relativ schlecht aufgenommen wird. Weitaus bessere Calciumquellen sind zum Beispiel grünes Gemüse, Brokkoli, Grünkohl oder Rucola.
Brauchen wir Calcium als Nahrungsergänzungsmittel?
Unseren täglichen Calciumbedarf von ungefähr 0,6 Gramm können wir problemlos durch die heutzutage typische Mischkost decken. Wir müssen also nicht noch zusätzlich irgendwelche Präparate, wie zum Beispiel Calciumtabletten.
Organisch gebundenes Calcium, zum Beispiel in Form von Muschelkalk, Eierschalen, Knochenmehl oder Calciumreichen Mineralwasser führt zu einem Calciumüberschuss, der sich im Gegenteil nachteilig auf unsere Gesundheit auswirkt.
Nebenwirkungen von zu viel Calcium
Überschüssiges Calcium, das nicht ausgeschieden werden kann, lagert sich in unseren Geweben ab und macht diese unelastischer.
Calcium verhärtet das Gewebe
Ein Zuviel an Calcium führt zu Verhärtungen und es fördert vor allem auch die Entstehung von Nieren- und Gallensteinen. Es kann außerdem zur Arteriosklerose beitragen, da es die Verkalkung der Arterien fördert.
Die Verkalkung und Verhärtung der Arterienwände lässt den Blutdruck ansteigen. Zu viel Calcium fördert also einen hohen Blutdruck. Ein weiteres nicht selten auftretendes Symptom ist der sogenannte Fersensporn. Derartige Knochenvorsprünge infolge eines Calciumüberschusses im Körper können aber auch an anderen Stellen auftreten.
Calcium behindert die Regeneration
Zu viel Calcium im Körper wirkt sich außerdem negativ auf die Funktionen unseres Gehirns aus, allen voran die der sogenannten Epiphyse. Die zentrale Steuerdrüse unseres Hormonsystems reguliert durch die Produktion des Melatonins unseren Schlaf-Wach-Rhythmus.
Ist die Epiphyse verkalkt – und das ist leider heutzutage bei vielen Menschen der Fall – können wir nicht gut schlafen und uns regenerieren.
Und da Schlaf einer der wirkungsvollsten Regenerationsfaktoren ist, fördert ein Calciumüberschuss also letzten Endes die Degeneration unseres Körpers und eine vorzeitige Alterung.
Wenn Sie sich an die gängigen Ernährungsempfehlungen, vor allem hinsichtlich Calcium, halten, bringen Sie Ihre Gesundheit und Ihr Leben in ernste Gefahr.
Dr. med. Dr. jur. Thomas E. Levy
Calcium unterdrückt das Immunsystem
Calcium erhöht den sogenannten Katabolismus, den Abbaustoffwechsel. Das bedeutet, dass komplexe Nahrungsstoffe wie Proteine in einfachere Stoffe wie Aminosäuren abgebaut werden.
Ähnlich wie Cortisol erzeugt es im Körper Stress und hemmt das Immunsystem.
Durch zu viel Calcium werden zudem entzündliche Prozesse unterdrückt, was im ersten Moment positiv klingen mag. Wenn der Körper jedoch nicht mehr kontrolliert entzünden kann, kann er zum Beispiel auch kein Gewebe regenerieren.
Die Entzündung ist ein Basisprogramm der Immunregulation zur Regeneration – und hat somit eine wichtige Funktion.
Erhöhtes intrazelluläres Calcium erhöht auch den oxidativen Stress in den Zellen. Und es ist allseits bekannt, dass Krankheiten durch oxidativen Stress entstehen oder sich durch ihn verschlimmern.
Calcium fördert hohen Blutdruck
Wie bereits erwähnt, lässt ein Zuviel an Calcium unseren Blutdruck steigen. Daher werden auch sogenannte Calcium-Gegenspieler bzw. Calcium-Antagonisten als Blutdrucksenker eingesetzt. Denn wird die Wirkung von Calcium blockiert, sinkt ein erhöhter Blutdruck wieder. Somit ist eine zusätzliche Calciumzufuhr im höheren Alter auch nicht sinnvoll.
Calcium ist Gegenspieler von Magnesium
Das Mineral Magnesium dient uns als Stresspuffer. Bei einem Calciumüberschuss sinkt unser Magnesiumspiegel. Und das macht uns anfälliger für Stress.
Calcium kann unser Leben verkürzen
Eine Studie aus Schweden, deren Ergebnisse Anfang 2013 in der Fachzeitschrift "British Medical Journal" (BMJ) veröffentlicht worden, spricht eine deutliche Sprache:
In der Studie war die Zahl der Todesfälle bei Frauen, die täglich mehr als 1.400 Milligramm Calzium über ihre Nahrung sowie Ergänzungspräparate zu sich genommen hatten, deutlich erhöht.
61.433 Frauen aus den Geburtsjahrgängen1914 bis 1948 waren seit den Jahren 1987 bis 1990 im Median 19 Jahre lang beobachtet worden. In dieser Zeit starben 11.944 Teilnehmerinnen, davon 3.862 wegen einerkardiovaskulärenUrsache, 1932 an einer ischämischen Herzerkrankungund 1.100 an einem Schlaganfall.
38.984 Frauen warenbei Studienbeginnund zehn Jahre später detailliert über ihre Ernährung befragt worden. Die höchste kardiovaskuläre MortalitätsratebetrafFrauen, deren Diät mehr als 1.400 mg Kalzium pro Tag enthielt. (Quelle)
Eine andere Studie aus der USA zeigt, dass Männer, die Kalzium in hohen Dosierungen (≥ 1000 mg/d) supplementieren, ein erhöhtes Risiko haben, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben.
Zusammenfassung
Calcium ist zwar ein wichtiger Baustein unseres Körpers, es hat aber lange nicht den heutzutage propagierten Stellenwert. Wir brauchen es vor allem in der Aufbauphase unseres Lebens, von der Geburt bis zum 21. Lebensjahr, wenn wir als Menschen heranreifen und unser Skelett sich ausbildet.
Später können wir unseren Bedarf an Calcium problemlos über eine normale Mischkost decken. Zusätzlich Calcium-Präparate einzunehmen, ist dann nicht nur unnötig, sondern sogar schädlich für unsere Gesundheit.
Wir sollten unsere Aufmerksamkeit viel mehr auf die anderen Elemente, zum Beispiel Magnesium, Kalium, aber auch die vielen Spurenelemente, richten. Sie sind für unseren Stoffwechsel viel bedeutsamer als das primär als Bausubstanz dienende Calcium.
Calcium macht unsere Knochen härter, aber auch brüchiger. Wir sollten daher beide Seiten der Medaille betrachten. Vor allem im hohen Alter ist es wichtig, die Knochen elastisch zu halten und da ist die Zufuhr von Calcium kontraproduktiv.
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Ich wünsche Dir alles Gute und vor allem bleib gesund!