Ungefähr jeder Fünfte leidet hierzulande unter Gelenk- bzw. Knochenschmerzen.
Und beinahe jeder scheint heutzutage zu „wissen“, dass Arthrose eine degenerative Veränderung des Gelenkknorpels und zugleich Ursache für Knochenschmerzen ist.
Doch stimmt das wirklich? Hat jeder Mensch mit Arthrose auch Schmerzen? Und sind umgekehrt Gelenk- oder Knochenschmerzen gleichzusetzen mit Arthrose?
Warum Arthrose NICHT die Ursache für Knochenschmerzen ist und woher die Schmerzen tatsächlich kommen, erfährst Du in diesem Blogartikel.
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Die Verbreitung von Arthrose in Deutschland
Arthrose gilt deutschland- und weltweit als die häufigste Gelenkerkrankung.
Arthrose ist eine Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems. Sie ist durch die degenerative Zerstörung des Gelenkknorpels und die Schädigung angrenzender Strukturen wie Knochen, Muskeln, Kapseln und Bänder charakterisiert.
Quelle: RKI
„Die Arthrose ist weltweit die häufigste Gelenkerkrankung des erwachsenen Menschen. Etwa 33 Prozent der Erwachsenen zeigen radiologische Zeichen einer Arthrose, (…).“
Quelle
Laut aktuellen Daten wurde in Deutschland bei rund 20% der Bevölkerung eine Arthrose ärztlich festgestellt – das entspricht 15,4 Millionen Betroffenen. Ab dem 60. Lebensjahr sind gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer betroffen. 60 Prozent der Arthrosen betreffen die Knie – Betroffenenzahl hat sich hier verdoppelt
Arthrose ist die Hauptursache für Operationen und Frühverrentungen (Etwa 30 Prozent der Frühverrentungen) sowie die häufigste Diagnose, die zu einem Reha-Aufenthalt führt.
Meist wird ein künstliches Gelenk, eine sogenannte Endoprothese eingesetzt. Über 4 Millionen Menschen in Deutschland mit künstlichem Gelenk. (Quelle für Statistiken)
Die drei Säulen des heutigen Schmerzverständnisses
Schmerzen ähneln einem Phantom, denn sie können weder sichtbar gemacht noch gemessen werden. Sie sind also nicht objektivierbar. Schmerzen drücken sich einzig und allein im subjektiven Gefühl desjenigen aus, der unter ihnen leidet.
Warum leiden nun aber so viele Menschen unter Schmerzen, obwohl sie laut Röntgenbild oder MRT nachweislich keine Arthrose haben?
Damit sind wir beim Mythos oder dem Dogma: der modernen Medizin, dass eine degenerative Veränderung am Gelenkknorpel zwangsläufig zu Schmerzen in diesem Bereich führen muss.
Um besser zu verstehen, warum sich dieses Verständnis in der modernen Medizin nach und nach etabliert hat, ist es wichtig zu verstehen, auf welchen drei Säulen das heutige Schmerzverständnis basiert:
Die erste Säule
Die erste Säule für das heutige Schmerzverständnis besagt, dass ein Strukturschaden – in diesem Fall an den Gelenken – Ursache für Knochenschmerzen ist.
Diese sogenannte Verschleißtheorie entspricht dem bis heute die Medizin bestimmenden Maschinendenken. Demnach wird der Körper und auch das Schmerzverständnis rein mechanistisch betrachtet.
Es gilt das Motto: Wenn alle Gelenke gut "geölt" sind, funktioniert auch alles wunderbar. Und was viel benutzt wird, hat hohen Abrieb. Daraus resultieren degenerative Veränderungen im Bereich der Gelenkflächen, also der "Knorpelüberzüge", und diese wiederum sind die Ursache für Gelenk- bzw. Knochenschmerzen.
Die zweite wichtige Säule
Die zweite Säule baut auf dieser Verschleißtheorie bzw. dem mechanistischen Schmerzverständnis auf: Es ist der sogenannte Diagnosekult.
Heutzutage wird mittels Magnetresonanztomographie, Computertomographie, Ultraschall oder Röntgen festgestellt, wie stark die Abweichung vom sogenannten „normalen“ bzw. wie groß die „krankhafte“ Veränderung ist.
Ausgehend von dieser Norm suchen die Ärzte also nach Hinweisen, ob sich das Knorpelgewebe abgebaut hat und somit weniger Knorpel vorhanden ist. Ist dies der Fall, spricht man von einer arthrotischen Veränderung. Und damit werden dann auch in den meisten Fällen die entsprechenden Schmerzen erklärt.
Die dritte Säule
Die Tatsache, dass viele Menschen unter Schmerzen leiden, führt uns geradewegs zur dritten Säule: die kausale Verknüpfung der durch die Diagnoseverfahren der heutigen Schulmedizin gefundenen Strukturschäden mit der subjektiven Schmerzempfindung.
Es wird einfach gesagt: "Die Gewebeveränderung, die wir hier gefunden haben, ist die Ursache für die Knochenschmerzen an dieser Stelle."
Beim aktuellen auf drei Säulen reduzierten Verständnis der Schmerzentstehung wird also immer von einem Schaden ausgegangen, manchmal noch die Beteiligung entzündlicher Prozess eingeräumt, und daraus dann auf die entsprechenden Schmerzsymptome geschlossen.
Die Umkehrfrage lautet: Warum haben so viele Menschen mit degenerativen Knorpelveränderungen keine Schmerzen?
Bei Röntgenuntersuchungen finden sich bei 20 bis 40 Prozent der 60-Jährigen Zeichen degenerativer Gelenkerkrankungen (Arthrosen oder Osteoarthrosen). Nur rund ein Drittel der Betroffenen klagt über davon verursachte Schmerzen.
Warum ist Arthrose nicht die Ursache von Knochenschmerzen?
Tatsächlich verursacht eine degenerative Gelenkveränderung im Bereich des Knorpels fast nie Schmerzen.
Betrachten wir zunächst einmal die Widersprüche innerhalb des heutigen Verständnisses der Schmerzentstehung. Was könnte noch Ursache für Knochenschmerzen sein?
1. Widerspruch
Der erste Widerspruch ist aus meiner Sicht der wichtigste. Jeder Arzt lernt in den ersten Semestern seines Medizinstudiums, dass der Gelenkknorpel nicht direkt mit Blut versorgt wird und er keine Schmerzrezeptoren besitzt.
Der Knorpel wird ausschließlich durch die Gelenkflüssigkeit ernährt, die nur dann dorthin gelangen kann, wenn das Gelenk entsprechend bewegt wird. Demzufolge kann eine degenerative Veränderung nicht die Ursache für Knochenschmerzen sein.
Einzige Ausnahme: eine Entzündung im Bereich der Gelenkkapsel, die im Gegensatz zum Knorpel viele Schmerzrezeptoren hat und im Falle einer Entzündung die Schmerzsignale an das Gehirn übermittelt. In diesem Fall spricht man aber in der Schulmedizin nicht von einer Arthrose, sondern von einer Arthritis.
2. Widerspruch
Menschen, die glauben unter Schmerzen aufgrund von Arthrose zu leiden, spüren diese meist nur in den Morgenstunden oder wenn sie sich aus einer Körperposition in eine andere bewegen, so zum Beispiel aus dem Liegen ins Sitzen oder Stehen.
Haben sie sich nach einer gewissen Zeit „eingelaufen“, ist dieser sogenannte Anlaufschmerz meist deutlich schwächer oder ganz verschwunden. Wie ist das möglich? Hat sich der degenerative Schaden am Knorpel einfach schnell von alleine repariert?
Wir können also nicht sagen, dass einzig und allein ein Strukturschaden im Bereich des Knorpels, die sogenannte Arthrose, Ursache der Knochenschmerzen wäre. Denn der Knorpelschaden verschwindet ja nicht mal so einfach und kommt am nächsten Tag wieder.
Offensichtlich können sich die Schmerzen aber im Verlauf eines Tages in Abhängigkeit vom jeweiligen Bewegungsmuster verändern. Und damit sind wir beim dritten Widerspruch:
3. Widerspruch
Arthrose kommt bei Menschen, die sich eher wenig bewegen, wesentlich häufiger vor als bei körperlich aktiven Menschen. Untersuchungen zeigen: Wer sehr viel sitzt, bekommt eher eine Hüftarthrose als jemand, der sich viel bewegt. Und deutsche Männer und Frauen verbringen ein Drittel des Tages im Sitzen!
Das führt uns zum vierten Widerspruch:
4. Widerspruch
Bei Leistungssportlern müsste es laut der Verschleißtheorie zu mehr Abrieb und damit auch zu mehr Knorpeldegeneration kommen. Genau das ist aber nicht der Fall. Gerade die Menschen, die ihre Gelenke überdurchschnittlich beanspruchen, haben meist ein sehr gut entwickeltes Knorpelgewebe. Umgekehrt hat, wer sich wenig bewegt, einen entsprechend degenerierten Knorpel.
Das alles steht ganz klar im Widerspruch zur anfangs erwähnten mechanistischen Betrachtungsweise.
Oder gibt es noch andere Zusammenhänge, die auf die Gesundheit des Knorpels Einfluss haben?
5. Widerspruch
Dieser letzte große Widerspruch ist meiner Meinung nach – neben den fehlenden Schmerzrezeptoren – das stärkste Argument.
Im Jahre 1994 veröffentlichte „The New England Journal of Medicine“, eines der renommiertesten medizinischen Fachblätter der Welt, eine Studie, die mittels Magnetresonanztherapie nachgewiesen hat, dass zwei Drittel von ungefähr einhundert Menschen sehr starke degenerative Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule haben und einer von ihnen sogar einen kompletten Bandscheibenvorfall.
Das Erstaunliche dabei ist, dass nicht ein einziger Proband über Rückenschmerzen klagte. Damit wurde am Beispiel der Wirbelsäule die Gleichsetzung von Strukturschäden mit Schmerzen widerlegt.
Demzufolge ist eine direkte Verknüpfung von irgendwelchen Röntgen-, CT- oder MRT-Befunden und Schmerzen nicht zulässig. Derlei Untersuchungen tragen im Gegenteil nur dazu bei, dass unnötige Ängste geschürt und dadurch erst Symptome entstehen können, wie auch die Ärztezeitung 20 Jahre später schrieb:
Eigentlich weiß es jeder Arzt: Röntgen und MRT bringen nichts bei Patienten mit unspezifischen Kreuzschmerzen, sofern nicht Warnzeichen wie Traumata, Osteoporose oder ein Tumor in der Anamnese auf eine schwerwiegende Erkrankung deuten.
Bei etwa 90 Prozent der Betroffenen lässt sich durch die Bildgebung keine gravierende organische Ursache für die Schmerzen erkennen, und bei den meisten CT- und MRT-Befunden ist fraglich, ob sie etwas mit den Schmerzen zu tun haben.
In der Regel sind die Beschwerden myofaszial, psychosozial oder somatoform bedingt. Die Bildgebung erweist sich in solchen Fällen oft als schädlich, weil sie mit unklaren Befunden Ängste schürt und mit nachfolgenden Untersuchungen die Chronifizierung der Schmerzen begünstigt.
Häufige Ursache für Knochenschmerzen
Wenn nun aber nicht der degenerative Schaden Ursache für die Knochenschmerzen ist, und wir auch nicht unter einer Entzündung leiden, müssen andere Ursachen entscheidend für die Schmerzentstehung sein.
Eine bedeutende Rolle spielt dabei der Zustand des unsere Knochen und Gelenke umgebenden Binde- und Muskelgewebes. Ihre sogenannten Faszien bilden als formgebende und gleichzeitig trennende Gewebehäute unsere Grundmatrix. Von ihnen hängt sowohl unsere Körperform als auch unsere Beweglichkeit maßgeblich ab.
Die Spannung der Faszien wird von unserer Psyche gesteuert und umgekehrt, denn in ihnen befindet sich die größte Anzahl an Rezeptoren und Nervenzellen, die unser Gehirn mit Sinnesempfindungen wie auch Schmerzsignalen überschütten.
Der Begriff «Faszie» leitet sich vom lateinischen «fascia» (Binde, Band, Bandage) ab. Faszien sind feine zähe Gewebehäute, die sich fast überall in unserem Körper befinden. Miteinander verknüpft, bilden sie ein feinmaschiges Geflecht um alle Muskeln, Knochen sowie Organe. Sie geben ihnen Struktur und Halt. Faszien organisieren auch die Kraftübertragung der Muskeln. Und die Lymphe wird zwischen ihnen abgeleitet. Etwa 18 bis 23 Kilogramm an Faszien trägt ein erwachsener Mensch in seinem Körper.
Fazit
Das erste Fazit zum schulmedizinischen Verständnis in der Schmerztheorie lautet:
Die heute üblichen Strukturbezogenen Schmerzbegriffe – wie Knochenschmerzen oder Nervenschmerzen – sind irreführend. Denn sie verraten uns nichts über die wirklichen Ursachen.
Sie sagen uns nur, dass ein Mensch an einer bestimmten Stelle Schmerzen hat. Wir können jedes Gelenk im Körper durchgehen und jedes Mal, wenn dort etwas weh tut, sagen: Das sind Knieschmerzen, Hüftgelenkschmerzen, usw.
Das führt uns sogleich zum zweiten Fazit:
Wenn sich die heutige Medizin für jeden Schmerz an jeder neuen Körperstelle immer wieder neu überlegen muss, woher dieser kommen könnte, gibt es auch keine einheitliche Schmerztheorie. Es gibt kein übergeordnetes Gesamtverständnis, warum unser Körper das Symptom Schmerz an dieser oder jener Stelle erschafft bzw. hinein projiziert.
Damit sind wir beim dritten Fazit:
Wie die 1994 im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichte Untersuchung zeigt, sind die durch bildgebende Verfahren sichtbar gemachten Strukturschäden nicht mit Schmerz gleichzusetzen. Auch die Ärztezeitung wies zwanzig Jahre später drauf hin.
Demzufolge können wir also den Schluss ziehen, dass Schmerzen nicht zwangsläufig auf degenerative Veränderungen zurückzuführen sind.
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Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute und vor allem bleib gesund!